Die große Schuld des Menschen sind nicht die Sünden, die er begeht - die Versuchung ist mächtig und seine Kraft gering!
Die große Schuld des Menschen ist, dass er in jedem Augenblick die Umkehr tun kann und nicht tut.
Martin Buber
Friedrich II. erhielt ein Aktenstück vorgelegt, in dem die Absetzung eines Geistlichen verlangt wurde. Der sei ein Freigeist und habe geäußert, dass er an die Auferstehung am Jüngsten Tage nicht glaube.
Der König setzte an den Rand der Eingabe eine seiner berühmten Marginalien:
"Ist Seyne Sache! Wenn Er nicht auferstehen will, so soll Er doch Meynetwegen am Jüngsten Tage liegenbleiben!"
Sokrates |
Anfang 1946 erklärte Galen dem Papst, "dass diese unerwartete und unverdiente Auszeichnung und Berufung mich tief erschüttert hat", er aber gleichzeitig "darin eine Anerkennung sehen darf der tapferen Haltung der Mehrzahl der Katholiken des mir anvertrauten Bistums Münster, die in den Jahren der Verfolgung und Bedrückung die Treue zu Christus, zu seiner heiligen Kirche, zum Heiligen Vater bewahrt haben und es mir durch ihre Gesinnung und Haltung möglich gemacht haben, auch in der Öffentlichkeit für die Rechte Gottes und der Kirche, für die von Gott gegebenen Rechte der menschlichen Persönlichkeit einzutreten. ..."Die Seligsprechung Kardinal von Galens durch Papst Benedikt XVI. erfolgte am 9. Oktober 2005.
(Hervorhebung von mir. Sev.)
In Sorge soll er sich verzehren und glühen in Eifer; er hasse den Stolz und liebe Demut und Wahrheit bis ans Ende, unbeirrt von Menschenlob und Menschenfurcht - nec laudibus nec timore.Ein Leitwort also, dem eigentlich jeder Bischof verpflichtet ist. Clemens August von Galen sagte dazu bei seinem Amtsantritt:
Das soll mein Wahlspruch sein, das soll uns allen Richtschnur sein: Nicht Menschenlob, nicht Menschenfurcht soll uns bewegen. Aber das Lob Gottes zu fördern sei unser Ruhm, selbst in heiliger Gottesfurcht zu wandeln, sei unser beharrliches Streben.Und dieser "Richtschnur" ist er in großartiger Weise gerecht geworden, wie ich in meinen nächsten Beiträgen hoffe zeigen zu können.
Woran erkennt man einen konservativen Revolutionär? Was hätte er zu tun, wäre er keine bloß historische Erscheinung? Er müsste im Widerspruch stehen zur Mehrheitsmeinung, zum Zeitgeist aus wohlüberlegten Gründen. Er müsste die Gegenwart so sehr lieben, dass er sie umstürzen wollte mit Mitteln, die ihm die Vergangenheit an die Hand gibt. Er müsste ... also in etwa so reden, wie es zum "Aschermittwoch der Künstler" Martin Mosebach ... tat.
Immaculata Conceptio |
Zu der Bedrängnis von außen kam bei Gregor die dauernde Behinderung durch körperliche Leiden, die ihn nicht selten nötigten, als Papst seine Predigten nicht selber zu halten, sondern sie nur zu diktieren und durch einen Lektor dem Volk vorlesen zu lassen. Das hat deren Wirkung sicherlich sehr beeinträchtigt, wie er selber demütig gesteht. Doch hat sich dieses Hemmnis insofern recht glücklich ausgewirkt, als dadurch diese ungemein wertvollen Dokumente seiner Lehrweisheit nicht in einer Nachschrift, sondern in ihrem ursprünglichen, aus Gregors Diktat stammenden Entwurf der Nachwelt getreu überliefert worden sind, vom Papst selber überprüft und zu einem Sammelwerk redigiert. ...
Ähnlich wie in den Briefen des Apostels Paulus [ v.a. 2 Kor 12,9 Sev.] findet sich auch in den Werken des Papstes Gregor des Großen als hervorragendes Kennzeichen seiner Person und Denkart das immer wieder in schmerzlich demütiger Selbstbesinnung ausgesprochene lautere Bekenntnis seines Versagens im höchsten kirchlichen Dienst. Der große Papst spricht so auffallend oft von seiner Unzulänglichkeit in der ihm gewordenen Aufgabe, dass dieses sein geradezu erschütternd ehrliches Bekenntnis in den Auswahltexten dieses Bandes an erster Stelle zu stehen verdient. ...Doch lassen wir Papst Gregor in einer seiner Predigten selbst zu Wort kommen:
Der von langwierigen Beschwerden entkräftete Magen hat mich lange daran gehindert, zu euch über die Auslegung des jeweils gelesenen Evangeliums zu sprechen. Denn die Stimme versagt für einen lautstarken Vortrag, und weil ich von vielen nicht gehört werden kann, so schäme ich mich, ich gestehe es, unter vielen zu sprechen. Doch tadele ich selber diese Scheu an mir. Denn was soll's? Muss ich denn nicht, wenn ich nicht vielen nützen kann, doch für wenige sorgen? Und wenn ich von der Ernte nicht viele Garben heimtragen kann, soll ich dann etwa mit leeren Händen zur Tenne zurückkehren? Denn obgleich ich nicht so viele, wie ich eigentlich sollte, mitzubringen imstande bin, will ich doch auf jeden Fall wenige oder nur zwei oder gar nur eine einzige mitbringen. Es hat ja schon die gute Absicht der Schwachheit ihr sicheres Entgelt, weil unser göttlicher Richter bei der Vergeltung zwar auf das Gewicht sieht, aber des ungeachtet beim Gewicht auch die vorhandenen Kräfte bedenkt.
Hom. in Ev. 22,1
O Gott, Du hast der Seele Deines Dieners Gregor die ewige Seligkeit zum Lohne gegeben; gib in Deiner Gnade, dass wir, niedergedrückt von der Last unserer Sünden, durch seine Fürbitte bei Dir aufgerichtet werden. Durch unsern Herrn.
Kirchengebet zum Fest des Hl. Gregor
Das Tabakskollegium Friedrich Wilhelms I. |
... Deutsche Jugendliche und ihre Eltern nehmen hinsichtlich der Ausprägung von Fremdenfeindlichkeit (Xenophobie) und Antisemitismus innerhalb des europäischen Rankings einen unauffälligen, mittleren Platz ein. Andererseits sind die Deutschen aber auch ausgesprochen fremdenfreundlich. Nach Werten für Fremdenfreundlichkeit (Xenophilie) befragt, belegen die Deutschen europaweit einen unangefochtenen Spitzenplatz. Nirgendwo sonst finden fremdenfreundliche Statements so viel Zustimmung wie in Deutschland. Gleichzeitig sind die Deutschen aber sehr selbstkritisch. Die negative Haltung sich selbst gegenüber lässt sich nach den empirischen Kriterien der Studie sogar als "typisch deutsch" bezeichnen. Beispielsweise wird der Aussage "Ausländer haben viele positive Eigenschaften, die uns Deutschen fehlen" sehr viel häufiger zugestimmt als bei den europäischen Nachbarn.Überraschen kann das alles eigentlich nicht. Und nun zu den Folgerungen:
Angesichts der Straftaten mit fremdenfeindlichem Hintergrund wird in den Medien häufig die Frage nach der Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen, der "Erinnerungskultur" oder der "Vergangenheitsbewältigung" gestellt. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass eine Schuld- und Schamgefühle induzierende Erziehung und eine Dekonstruktion sozialer und nationaler Bindungen sich nicht nur auf die Deutschen ungünstig auswirken. Das ständige Kultivieren negativer deutscher Selbstbeschreibungen wirkt auch auf integrationswillige Zuwanderer verstörend. ... (Hervorhebungen von mir. Sev.)
... sorgt für kollektive Entrüstung bei Vertretern von Muslimen, Politikern der Koalition und Opposition.
Anstatt aber nüchtern der Wahrheit ins Auge zu blicken, - nämlich dass etwa jeder fünfte in Deutschland lebende Muslim im Alter von 14 bis 32 Jahren sich nicht integrieren will oder 15 Prozent der deutschen Muslime beziehungsweise 24 Prozent der Muslime ohne deutschen Pass als "streng Religiöse mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz" bezeichnet werden - wirft man Friedrich vor, die Gesellschaft mit populistischen Aussagen spalten zu wollen. Überhaupt sei die Studie wenig aussagekräftig und der Zeitpunkt der Veröffentlichung politisch motiviert, monieren die Kritiker.
Nun trifft das nicht zu. Die Studie liefert hilfreiche Handlungsanweisungen, um die Integration von Muslimen in die Gesellschaft zu fördern. Und wann, so mag an sich fragen, ist überhaupt ein günstiger Zeitpunkt, um zu sagen, dass die deutsche Integrationspolitik große Defizite hat. ...So ist es (siehe oben)! Doch wer ideologische Scheuklappen vor den Augen hat, kann ja nicht anders, als Hinweise auf die Realität als lästig zu empfinden. Man fühlt sich an die finsteren Zeiten erinnert, in denen allmächtige, realitätsblinde Despoten die Überbringer schlechter Nachrichten, um ihren Frust abzureagieren, kurzerhand hinrichten ließen. Wer "die Gesellschaft spaltet", ist in dieser Sichtweise nicht etwa die illusionäre links-rot-grüne Multikulti-Politik der letzten Jahrzehnte, das Kopf-in-den-Sand-stecken, die politisch-korrekte Augenwischerei, sondern derjenige, der das Scheitern dieser Politik aufzeigt. Ein Synonym für diese Sichtweise ist: Xenophilie.
Denn es bleibt der nackte Befund. Und der ist alarmierend. Die Gefahr, dass es zur Ausbildung muslimischer Parallelgesellschaften ... (kommen könnte), ist klar benannt. Die Auswirkungen dieser Integrationsverweigerung werden sich erst in den nächsten Jahren deutlich zeigen.
Gerade weil die Integration in der Studie als wechselseitiger Prozess zwischen Mehrheitsgesellschaft und Zuwanderern begriffen werden muss, ist der Ruf der Kritiker nach dem Staat, gegen die Diskriminierung von Muslimen einzuschreiten, zwar nicht falsch, greift aber letztlich zu kurz. Der Wille, sich einzugliedern, ist eine Voraussetzung zur erfolgreichen Integration.Dem ist nichts hinzuzufügen.