Samstag, 31. März 2012

Schuld und Umkehr

Die große Schuld des Menschen sind nicht die Sünden, die er begeht  -  die Versuchung ist mächtig und seine Kraft gering!
Die große Schuld des Menschen ist, dass er in jedem Augenblick die Umkehr tun kann und nicht tut.
Martin Buber


Donnerstag, 29. März 2012

Am Jüngsten Tag

König Friedrich II. der Große von Preußen ist ja anlässlich seines 300. Geburtstages im vergangenen Januar auf diesem Blog gebührend gewürdigt worden, besonders hinsichtlich seiner berühmten religiösen Toleranz. 
Hier noch eine einschlägige Anekdote vom Alten Fritz:
Friedrich II. erhielt ein Aktenstück vorgelegt, in dem die Absetzung eines Geistlichen verlangt wurde.  Der sei ein Freigeist und habe geäußert, dass er an die Auferstehung am Jüngsten Tage nicht glaube.
Der König setzte an den Rand der Eingabe eine seiner berühmten Marginalien:
"Ist Seyne Sache!  Wenn Er nicht auferstehen will, so soll Er doch Meynetwegen am Jüngsten Tage liegenbleiben!"
 G. Kranz, Schmunzelkatechismus. Donauwörth 2000

Dienstag, 27. März 2012

Öffentliche Meinung


Sokrates



Sokrates:  Aber, Kriton, du Seliger, was kümmern wir uns denn so um die Meinung der Menge ? ...

Kriton:   Aber du siehst doch gerade, Sokrates, dass man sich auch um die Meinung der Menge kümmern muss. Was eben jetzt geschieht*, beweist doch, dass die Menge nicht so irgendein kleines, sondern wohl das größte aller Übel bewirken kann, wenn einer bei ihr verleumdet ist.

Sokrates:   Ach wäre sie doch imstande, Kriton, die Menge, das größte Übel zu bewirken, damit sie auch das größte Gut bewirken könnte  -  dann stünde es wohl!  Nun aber kann sie keines von beiden. Denn es steht nicht in ihrer Macht, jemanden vernünftig noch unvernünftig zu machen  -  was sie tut, ist Zufall. 

Platon: Kriton (44c-d; übers. K. Hildebrandt)



* Nach seiner Verurteilung durch das athenische Volksgericht erwartet Sokrates im Gefängnis die Vollstreckung der Todesstrafe (Anm. Sev.)
  
 Bildquelle: Louvre

Samstag, 24. März 2012

Unsinn

Pater Konrad war ein Original. Sein Lieblingswort war "Unsinn."

Einmal kam ein junger Mann zum Beichten:
"Herr Pater, ich bin Philosophiestudent im letzten Semester und habe gewaltige Glaubenszweifel."
"Unsinn!" sagte Pater Konrad. "Ein Depp bist, weil du dich in die Zweifel einläßt."

Dann kam ein älterer Herr in den Beichtstuhl:
"Herr Pater, ich bin Medizinalrat ..."
"Unsinn!" brummte der Pater. "Ein armer Sünder sind S', sonst nichts."

Eine exaltierte Frau gestand ihm:
"Herr Pater, ich halte es nicht mehr aus, ich geh' ins Wasser!"
"Unsinn!  Es ist ja viel zu kalt."


G. Kranz, Schmunzelkatechismus. Donauwörth 2000


Donnerstag, 22. März 2012

Jahrestage

An zwei Daten der jüngeren deutschen Geschichte soll heute an dieser Stelle erinnert werden. 

Gestern vor 75 Jahren, am Palmsonntag 1937, wurde in den katholischen Kirchen Deutschlands die Enzyklika "Mit brennender Sorge" von Papst Pius XI. verlesen, die gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime gerichtet war und einen ungeahnten Widerhall auslöste.  An ihr schieden sich die Geister.  
Ich möchte mich nun hier nicht weiter darüber verbreiten und stattdessen auf den höchst informativen Beitrag von P. Engelbert Recktenwald FSSP auf kath-info  verweisen (LINK).


Der heutige 22. März ist der Gedenktag des Seligen Clemens August von Galen, Bischof von Münster, der heute vor 66 Jahren verstorben ist.   Den Bombenkrieg hatte er mit knapper Not überlebt, und die Machthaber hatten letztlich nicht gewagt, Hand an ihn zu legen, in dem sie  einen ihrer stärksten Gegner auf deutschem Boden erkannt hatten, der aber seinerseits sich eines mächtigen Rückhalts bei den Gläubigen seiner Diözese gewiss sein durfte. Doch nicht einmal ein Jahr nach Ende des Krieges erlag er einer akuten Erkrankung - ein Schock für die deutschen Katholiken.
Weit über die Grenzen Deutschlands hinaus war Bischof von Galen bekannt geworden durch sein furchtloses Auftreten gegen das Regime, vor allem durch einige Predigten im Sommer 1941, in denen er die Ermordung ("Euthanasie") von Behinderten anprangerte.  Auch die oben erwähnte Enzyklika hatte er, neben Kardinal Faulhaber von München, maßgebend mit vorbereitet. Am 18.2.1946 wurde er in Anerkennung seiner unerschrockenen Haltung von Papst Pius XII. zum Kardinal ernannt, nur wenige Wochen vor seinem Tod.
In einer neueren Biographie Bischof von Galens heißt es*:
Anfang 1946 erklärte Galen dem Papst, "dass diese unerwartete und unverdiente Auszeichnung und Berufung mich tief erschüttert hat",  er aber gleichzeitig "darin eine Anerkennung sehen darf der tapferen Haltung der Mehrzahl der Katholiken des mir anvertrauten Bistums Münster, die in den Jahren der Verfolgung und Bedrückung die Treue zu Christus, zu seiner heiligen Kirche, zum Heiligen Vater bewahrt haben und es mir durch ihre Gesinnung und Haltung möglich gemacht haben, auch in der Öffentlichkeit für die Rechte Gottes und der Kirche, für die von Gott gegebenen Rechte der menschlichen Persönlichkeit einzutreten. ..."
(Hervorhebung von mir. Sev.)
Die Seligsprechung  Kardinal von Galens  durch Papst Benedikt XVI.  erfolgte am 9. Oktober 2005.


Warum und wozu begehen wir Erinnerungs- und Gedenkfeiern?  Verschiedene Gründe mögen da eine Rolle spielen. Die beiden  Gedenktage gestern und heute sind, glaube ich, auch dazu da, uns zu ermöglichen, die Zeichen der Zeit (Mt 16,3) zu erkennen und richtig zu deuten. Nicht nur um die Vergangenheit, auch um unsere Gegenwart und Zukunft geht es, in diesem Falle um Widerstand und Kampf gegen gottlose, menschenverachtende Ideologien und Systeme  auch heute !   Dabei wage ich zu bezweifeln, dass die staatlich verordneten, politisch-korrekten Erinnerungsrituale in diesem unserem Lande den genannten Sinn und Zweck immer erfüllen. 
Zeichen der Zeit - so auch der Titel eines aktuellen Beitrages von Catocon, den ich hier en passant empfehlen möchte.


* M. Trautmann: Clemens August von Galen. Ich erhebe meine Stimme.  Kevelaer 2005







Mittwoch, 21. März 2012

Namenstag




Vorgestern, am Fest des Hl. Joseph, konnte Papst Benedikt von vielen Seiten Glückwünsche zu seinem Namenstag entgegennehmen. Wie üblich, hinke ich mal wieder hinterher. 
Aber dafür ist  heute das Fest des Hl. Benedikt, des Patrons Europas!
(Wie bitte? ... nach dem alten liturgischen Kalender? ... äh  ...  ach was  -  egal:)

Zum Namensfest Gottes Segen, Heiliger Vater! 



Dienstag, 20. März 2012

Samstag, 17. März 2012

Erlösung

Ein Mann in Salamanca erklärte sich für rettungslos verloren. Man brachte ihn zu einem hochgelehrten Mönch, der den Fall in Ruhe zu betrachten versprach.
Am nächsten Tag, als man ihm den Verzweifelten wieder vorführte, sagte er:
"Ja, es ist so. Der Mann ist ewig verdammt. Ich habe es jetzt in den Büchern geschrieben gefunden."
Da erwiderte der Ärmste unter Tränen: 
"Aber Pater, wozu hat dann Gott sein Blut vergossen?"
Worauf der Mönch:
"Nun also, du Schlingel, wenn du das weißt, was redest du dann von deiner ewigen Verdammnis?"

Lope de Vega  -  zit. nach: G. Kranz, Schmunzelkatechismus. Donauwörth 2000


Freitag, 16. März 2012

Nicht Lob noch Furcht

Als Fundamentalisten beschimpft und mit Nazis gleichgesetzt wurden rund 150 Christen, die am vergangenen Samstag durch Münster in Westfalen zogen, mit weißen Holzkreuzen, betend, singend und unter starkem Polizeischutz für das Lebensrecht aller Menschen demonstrierend. Beschimpft und angepöbelt wurden sie von ungemein aufgeklärten, toleranten Zeitgenossen: Aktivisten der Homo-Lobby, des Feminismus, des "Antifaschismus".
Und nichts kann die desperate Hirnlosigkeit und Verblendung dieser Randalierer besser veranschaulichen als die Abschlusskundgebung der Lebensschützer auf dem Domplatz, am Denkmal eines Mannes, der schon vor über siebzig Jahren die bedrohte Würde des menschlichen Lebens mit Todesmut verteidigt hatte  -  eben gegen den Nationalsozialismus:
 Bischof Clemens August Kardinal von Galen


Heute vor 134 Jahren wurde er geboren, der "Löwe von Münster", am 16.3.1878 auf Burg Dinklage im oldenburgischen Münsterland.  Nach seiner ersten Stelle als Pfarrer, ausgerechnet in Berlin, kehrte er 1929 in seine Heimatdiözese zurück und wurde Pfarrer von St. Lamberti in der Bischofsstadt, bevor er im Jahr der "Machtergreifung" 1933 als neunundsechzigster Nachfolger des Hl. Ludger auf den Bischofstuhl von Münster berufen wurde. Seinen Wahl- und Wappenspruch entlehnte er der Liturgie der Bischofsweihe:
In Sorge soll er sich verzehren und glühen in Eifer; er hasse den Stolz und liebe Demut und Wahrheit bis ans Ende, unbeirrt von Menschenlob und Menschenfurcht  -  nec laudibus nec timore.
Ein Leitwort also, dem eigentlich jeder Bischof verpflichtet ist.  Clemens August von Galen sagte dazu bei seinem Amtsantritt:
Das soll mein Wahlspruch sein, das soll uns allen Richtschnur sein: Nicht Menschenlob, nicht Menschenfurcht soll uns bewegen. Aber das Lob Gottes zu fördern sei unser Ruhm, selbst in heiliger Gottesfurcht zu wandeln, sei unser beharrliches Streben.
Und dieser "Richtschnur" ist er in großartiger Weise gerecht geworden, wie ich in meinen nächsten Beiträgen hoffe zeigen zu können.
Welche Berechtigung und Bedeutung die Erinnerung an einen Mann wie Clemens August von Galen heute für uns haben könnte, diese Frage dürfte sich  - angesichts der derzeitigen Zustände in der deutsch-katholischen Kirche  -  von selbst erledigen.
Beten wir um solche Hirten.


Quelle für Bild und Zitate:  
Markus Trautmann, Clemens August von Galen. Ich erhebe meine Stimme. Kevelaer 2005




Donnerstag, 15. März 2012

Glückseligkeit





Auf der Tugend also beruht die wahre Glückseligkeit.  Was wird dir diese Tugend raten?  Dass du nichts für ein Gut oder Übel hältst, was dir nicht aufgrund von Tugend oder Schlechtigkeit zuteil wird;  sodann, dass du unerschütterlich gegen das Übel  und aufseiten des Guten stehst, dass du, soweit es recht ist,  Gott ähnlich zu werden versuchst.

L. Annaeus Seneca,  De vita beata  16,1  (übers. F.-H. Mutschler)
 

Dienstag, 13. März 2012

Kunst und Kitsch und die Madonna

Als Nachtrag zur blogozesanen Kunstwoche mag folgendes Zitat aus Alexander Kisslers Tagebuch gelten, in dem der Autor seinerseits über Martin Mosebach und die Lourdes-Madonna, so der Post-Titel, berichtet.
Überaus spannend schon die Einstiegs-Frage:
Woran erkennt man einen konservativen Revolutionär?  Was hätte er zu tun, wäre er keine bloß historische Erscheinung? Er müsste im Widerspruch stehen zur Mehrheitsmeinung, zum Zeitgeist aus wohlüberlegten Gründen. Er müsste die Gegenwart so sehr lieben, dass er sie umstürzen wollte mit Mitteln, die ihm die Vergangenheit an die Hand gibt. Er müsste ... also in etwa so reden, wie es zum "Aschermittwoch der Künstler"  Martin Mosebach ... tat.
Auf dieser Veranstaltung  des Erzbistums München-Freising  habe der Dichter  mit einem "kühnen Unterfangen" aufgewartet: einem "Lob der Lourdes-Madonna", die "keinen guten Ruf (hat) ... in unserem Milieu."  Das geltende Urteil: "Die Lourdes-Madonna sei Kitsch und darum abzulehnen."
Davon ausgehend gelangte Mosebach zu einer tiefgreifenden Kritik der modernen westlichen (Sakral-) Kunst, der er die ostkirchliche Ikonenkunst gegenüberstellte.  Fazit: Die Lourdes-Madonna sei "die Ikone des Westens."
Das hat was für sich!  Der ganze Beitrag hier!

Es sind Beiträge wie diese, inmitten des postmodernen Kunst- und Kulturbetriebes, die Autoren wie Mosebach und Kissler zu dem machen, was sie sind: sperrige Querdenker, somit vollends unentbehrliche Zeitgenossen.


Immaculata Conceptio

Montag, 12. März 2012

Kraft in der Schwachheit




Eines großen Heiligen gedachte die Kirche, bis zur Reform des Liturgischen Kalenders, am 12. März: des Papstes Gregor I. des Großen.  
(Nebenbei versteht sich von selbst, dass besagte Liturgiereform einem notorischen Erzreaktionär, wie dem Verfasser dieses, nicht die geringsten Skrupel bereitet, dieses Gedenken heute zu begehen.)

Neben den Hll. Ambrosius, Augustinus und Hieronymus, die alle dem vierten bis frühen fünften Jahrhundert angehören, ist Gregor (540-604) der zeitlich weitaus  jüngste der vier Kirchenlehrer des Abendlandes. Sein Leben und Wirken fiel, an der Schwelle zum christlichen Mittelalter, in eine Epoche, in der die Kirche schwere äußere (Ausläufer der Völkerwanderung) wie innere (Arianismus) Gefahren zu bestehen hatte.  
Auf Gregor den Großen  führt eine später einsetzende und  keineswegs gesicherte Überlieferung den Gregorianischen Choral zurück.  Und eines seiner Hauptwerke, die Dialogi, ist für uns die wichtigste Quelle zur Biographie des Hl. Benedikt von Nursia.
 
P. Albert Ohlmeyer OSB,  der verstorbene, frühere Abt  von Stift Neuburg  bei Heidelberg,  schreibt *:
Zu der Bedrängnis von außen kam bei Gregor die dauernde Behinderung durch körperliche Leiden, die ihn nicht selten nötigten, als Papst seine Predigten nicht selber zu halten, sondern sie nur zu diktieren und  durch einen Lektor dem Volk vorlesen zu lassen. Das hat deren Wirkung sicherlich sehr beeinträchtigt, wie er selber demütig gesteht. Doch hat sich dieses Hemmnis insofern recht glücklich ausgewirkt, als dadurch diese ungemein wertvollen Dokumente seiner Lehrweisheit nicht in einer Nachschrift, sondern in ihrem ursprünglichen, aus Gregors Diktat stammenden Entwurf der Nachwelt getreu überliefert worden sind, vom Papst selber überprüft und zu einem Sammelwerk redigiert.  ...
Ähnlich wie in den Briefen des Apostels Paulus [ v.a. 2 Kor 12,9 Sev.] findet sich auch in den Werken des Papstes Gregor des Großen als hervorragendes Kennzeichen seiner Person und Denkart das immer wieder in schmerzlich demütiger Selbstbesinnung ausgesprochene lautere Bekenntnis seines Versagens im höchsten kirchlichen Dienst. Der große Papst spricht so auffallend oft von seiner Unzulänglichkeit in der ihm gewordenen Aufgabe, dass dieses sein geradezu erschütternd ehrliches Bekenntnis in den Auswahltexten dieses Bandes an erster Stelle zu stehen verdient. ...
Doch lassen wir Papst Gregor in einer seiner Predigten selbst zu Wort kommen:
Der von langwierigen Beschwerden entkräftete Magen hat mich lange daran gehindert,  zu euch über die Auslegung des jeweils gelesenen Evangeliums zu sprechen. Denn die Stimme versagt für einen lautstarken Vortrag, und weil ich von vielen nicht gehört werden kann, so schäme ich mich, ich gestehe es, unter vielen zu sprechen. Doch tadele ich selber diese Scheu an mir.  Denn was soll's?  Muss ich denn nicht, wenn ich nicht vielen nützen kann, doch für wenige sorgen?  Und wenn ich von der Ernte nicht viele Garben heimtragen kann, soll ich dann etwa mit leeren Händen zur Tenne zurückkehren?  Denn obgleich ich nicht so viele, wie ich eigentlich sollte, mitzubringen imstande bin, will ich doch auf jeden Fall wenige oder nur zwei oder gar nur eine einzige mitbringen. Es hat ja schon die gute Absicht der Schwachheit ihr sicheres Entgelt, weil unser göttlicher Richter bei der Vergeltung zwar auf das Gewicht sieht, aber des ungeachtet beim Gewicht auch die vorhandenen Kräfte bedenkt.
Hom. in Ev. 22,1

O Gott, Du hast der Seele Deines Dieners Gregor die ewige Seligkeit zum Lohne gegeben; gib in Deiner Gnade, dass wir, niedergedrückt von der Last unserer Sünden, durch seine Fürbitte bei Dir aufgerichtet werden. Durch unsern Herrn.
Kirchengebet zum Fest des Hl. Gregor



* Texte: Albert Ohlmeyer OSB  (Hg.): Gregor der Große - Kraft in der Schwachheit. Meditationen.  Zürich 1988
   Bild:  Registrum Gregorii, Trier

Samstag, 10. März 2012

Gottes Schönheit

Eine Anekdote aus dem alten Preußen:

An der Tafelrunde König Friedrich Wilhelms I., die unter dem Namen "Tabakskollegium"  berühmt geworden ist, musste einmal der Propst  Dr. Johann Gustav Reinbeck teilnehmen. Er war bemüht, wenig aufzufallen und die Würde seines geistlichen Standes zu wahren. Aber es blieb ihm nicht erspart, dass der zu derben Scherzen aufgelegte König schließlich auch ihn zum Opfer erkor.
"Jetzt ist Er dran", sagte Friedrich Wilhelm. "Mach Er mal sofort aus dem Stegreif  ein Gedicht auf ein schönes Mädchen!"
"Hoho!" dröhnte die Tafelrunde schadenfroh.
Der Propst bedachte sich einen Augenblick, lächelte und sagte in die gespannte Stille hinein:
"Wenn mir ein schönes Kind begegnet,
das Gott mit Anmut hat gesegnet,
so fallen mir Gedanken ein ..."

"Hoho!" lachte der König. "Was für Gedanken hat Er denn da, Er Schwerenöter?"
Der Propst fuhr fort:
"Der Gott, der so viel schöne Sachen
aus einem Nichts hat können machen  -
wie schön muss dieser Gott wohl sein!"

Er setzte sich, inmitten einer plötzlichen Stille, und hob lächelnd sein Glas den Humpen entgegen, die ihm die andern beschämt und mit schweigender Hochachtung hinhielten.


Das Tabakskollegium Friedrich Wilhelms I.


Text: Gisbert Kranz, Schmunzelkatechismus. Donauwörth 2000
Bild: Link

Freitag, 9. März 2012

Waffen des Gehorsams



Höre, mein Sohn, auf die Weisung des Meisters 
und neige das Ohr deines Herzens,
nimm die Mahnung des gütigen Vaters willig an und erfülle sie durch die Tat,
damit du durch die Mühe des Gehorsams zu dem zurückkehrst, 
von dem du dich durch die Trägheit des Ungehorsams entfernt hast.
An dich also richtet sich jetzt mein Wort, wer immer du seist,
wenn du nur dem Eigenwillen entsagst 
und die starken und herrlichen Waffen des Gehorsams ergreifst,
um für Christus, den Herrn und wahren König, zu kämpfen.

Regula S.P. Benedicti, Prol. 1-3  (Übers. v. Verf.)



Bildquelle: Abtei Dormitio, Jerusalem 

Dienstag, 6. März 2012

Kosten und Nutzen


An der Lösung des Problems wird gearbeitet !

Nähere Informationen hierhier und  hier.


Bildquelle: Kursbuch Geschichte,  Cornelsen-Verlag 2009

Montag, 5. März 2012

Xenophilie

Zwei Studien wurden da in jüngster Vergangenheit publiziert, die erst in der Zusammenschau ihre volle Aussagekraft entfalten.
Da hat zum einen Prof. Dr. Schmidt-Denter von der Universität Köln zehn Jahre lang die Einstellung der Deutschen zu ihren immigrierten Mitbürgern untersucht, und zwar im Vergleich mit zehn europäischen Nachbarländern.  Ergebnis, veröffentlicht im vergangenen Dezember:

... Deutsche Jugendliche und ihre Eltern nehmen hinsichtlich der Ausprägung von Fremdenfeindlichkeit (Xenophobie) und Antisemitismus innerhalb des europäischen Rankings einen unauffälligen, mittleren Platz ein. Andererseits sind die Deutschen aber auch ausgesprochen fremdenfreundlich. Nach Werten für Fremdenfreundlichkeit (Xenophilie) befragt, belegen die Deutschen europaweit einen unangefochtenen Spitzenplatz. Nirgendwo sonst finden fremdenfreundliche Statements so viel Zustimmung wie in Deutschland. Gleichzeitig sind die Deutschen aber sehr selbstkritisch. Die negative Haltung sich selbst gegenüber lässt sich nach den empirischen Kriterien der Studie sogar als "typisch deutsch" bezeichnen. Beispielsweise wird der Aussage "Ausländer haben viele positive Eigenschaften, die uns Deutschen fehlen" sehr viel häufiger zugestimmt als bei den europäischen Nachbarn.
Überraschen kann das alles eigentlich nicht. Und nun zu den Folgerungen:
Angesichts der Straftaten mit fremdenfeindlichem Hintergrund wird in den Medien häufig die Frage nach der Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen, der "Erinnerungskultur" oder der "Vergangenheitsbewältigung" gestellt. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass eine Schuld- und Schamgefühle induzierende Erziehung und eine Dekonstruktion sozialer und nationaler Bindungen sich nicht nur auf die Deutschen ungünstig auswirken. Das ständige Kultivieren negativer deutscher Selbstbeschreibungen wirkt auch auf integrationswillige Zuwanderer verstörend.  ...   (Hervorhebungen von mir. Sev.)

Letzte Woche hat nun, zum andern, Bundesinnenminister Friedrich eine Studie vorgestellt, die Clemens Mann in der Tagespost (3.3.12) unter der Überschrift "Die Zahlen sind alarmierend" kommentiert.  Diese ...
... sorgt für kollektive Entrüstung bei Vertretern von Muslimen, Politikern der Koalition und Opposition. 
Anstatt aber nüchtern der Wahrheit ins Auge zu blicken, - nämlich dass etwa jeder fünfte in Deutschland lebende Muslim im Alter von 14 bis 32 Jahren sich nicht integrieren will oder 15 Prozent der deutschen Muslime beziehungsweise 24 Prozent der Muslime ohne deutschen Pass als "streng Religiöse mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz"  bezeichnet werden -  wirft man Friedrich vor, die Gesellschaft mit populistischen Aussagen spalten zu wollen. Überhaupt sei die Studie wenig aussagekräftig und der Zeitpunkt der Veröffentlichung politisch motiviert, monieren die Kritiker. 
Nun trifft das nicht zu. Die Studie liefert hilfreiche Handlungsanweisungen, um die Integration von Muslimen in die Gesellschaft zu fördern. Und wann, so mag an sich fragen, ist überhaupt ein günstiger Zeitpunkt, um zu sagen, dass die deutsche Integrationspolitik große Defizite hat. ...
So ist es (siehe oben)!  Doch wer ideologische Scheuklappen vor den Augen hat, kann ja nicht anders, als Hinweise auf die Realität als lästig zu empfinden. Man fühlt sich an die finsteren Zeiten erinnert, in denen allmächtige, realitätsblinde Despoten die Überbringer schlechter Nachrichten, um ihren Frust abzureagieren, kurzerhand hinrichten ließen. Wer "die Gesellschaft spaltet", ist in dieser Sichtweise nicht etwa die illusionäre links-rot-grüne Multikulti-Politik der letzten Jahrzehnte, das Kopf-in-den-Sand-stecken, die politisch-korrekte Augenwischerei, sondern derjenige, der das Scheitern dieser Politik aufzeigt. Ein Synonym für diese Sichtweise ist:  Xenophilie.
Denn es bleibt der nackte Befund. Und der ist alarmierend. Die Gefahr, dass es zur Ausbildung muslimischer Parallelgesellschaften ... (kommen könnte), ist klar benannt. Die Auswirkungen dieser Integrationsverweigerung werden sich erst in den nächsten Jahren deutlich zeigen.
Gerade weil die Integration in der Studie als wechselseitiger Prozess zwischen Mehrheitsgesellschaft und Zuwanderern begriffen werden muss, ist der Ruf der Kritiker nach dem Staat, gegen die Diskriminierung von Muslimen einzuschreiten, zwar nicht falsch, greift aber letztlich zu kurz. Der Wille, sich einzugliedern, ist eine Voraussetzung zur erfolgreichen Integration.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Zum Schluss noch die gute Nachricht:  Wer zu der Ansicht neigt, der Islam gehöre zu Deutschland, der kann sich jetzt nicht mehr auf den Bundespräsidenten berufen.


 
  

Samstag, 3. März 2012

Das Aufspüren der Wahrheit






Besonders ist dem Menschen das Aufsuchen und Aufspüren der Wahrheit eigen [veri inquisitio atque investigatio].  Deshalb sehnen wir uns, wenn wir von den notwendigen Geschäften und Sorgen frei sind, etwas zu sehen, zu hören, hinzuzulernen, und die Erkenntnis verborgener und bewunderungswürdiger Gegenstände halten wir für notwendig zum glücklichen Leben.  Daraus  ersieht man, dass, was wahr, aufrichtig und unverfälscht ist, der Natur des Menschen am angemessensten sei.
(Hervorhebung von mir. Sev.)
M. Tullius Cicero, De officiis  I 4,13  (Übers. H. Gunermann)

Donnerstag, 1. März 2012

Wer seinem Nächsten ...

... zu Hilfe kommt in seinem Leid, es sei geistlich oder weltlich, dieser Mensch hat mehr getan als derjenige, der von Köln bis Rom bei jedem Meilenstein ein Münster errichtet aus reinem Gold, dass darin gebetet und gesungen werde bis zum Jüngsten Tag.
Denn so spricht der Sohn Gottes: "Ich habe meinen Tod nicht gelitten eines Münsters wegen und auch nicht um des Singens und Betens willen, sondern um des Menschen willen."
Hl. Albertus Magnus