Mittwoch, 10. Juli 2013

Macht und Angst

Nach der philosophischen Verstümmelung des Christentums setzte dessen versuchte Zerstörung durch mehr oder minder politisch harsche Maßnahmen ein.  Die Massenmorde an Geistlichen in der Französischen und Russischen Revolution setzten sich fort bis zur Christenverfolgung unserer Tage.  Dies alles geschah und geschieht unter der Prämisse, dass alles was möglich ist, gemacht werden muss.  Wer Atome spaltet, spaltet das Bewusstsein, wie die traurigen Schicksale der Piloten von Nagasaki und Hiroshima beweisen.  Wer Autos am Fließband baut, stellt bald auch Menschen auf diese Art her, wie die letzthin veröffentlichten Forschungsergebnisse beweisen.  Die Mär von der Verantwortung ist in einer vom Machbarkeitswahn besessenen Welt obsolet.  Der moderne Mensch ...  ist in seiner Geworfenheit nicht in der Lage, seiner Macht Herr zu werden  -  und damit seiner Angst.  Beides sind Resultate seines Systems.  Es wächst, wie Erich Fried feststellt, die "Angst vor der Angst".

Burkhardt Gorissen  in der TAGESPOST  vom 9.7.13,  Feuilleton, S. 9


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