Heute vor einem Jahr hat unser geliebter und verehrter Heiliger Vater, Papst Benedikt XVI., seinen Amtsverzicht angekündigt.
Nachdem ich damals die erste Meldung irgendwo im Internet aufgeschnappt und mich vergewissert hatte, dass es sich nicht etwa um einen danebengeratenen Karneval-Scherz handelte - es war ja gerade Rosenmontag, und heute muss man mit allem rechnen - wich bei mir der erste Schock schon bald respektvollem Verständnis und realistischer Überlegung. Denn einerseits war ja überdeutlich sichtbar, dass dieser ebenso sensible wie physisch zerbrechliche Greis im Begriff stand, sich mit seinen knapp sechsundachtzig Jahren in diesem übermenschlich schweren Amt restlos aufzureiben; und andererseits hatte der Papst selbst uns ja längst auf diesen Schritt vorbereitet, indem er (Licht der Welt, S. 47) klar aussprach, dass eine solche Entscheidung für ihn keineswegs ein Tabu, vielmehr eine klare Option darstelle.
Dem aufmerksamen Leser dieses Blogs wird vielleicht nicht entgangen sein, dass das Wappen des amtierenden Papstes in der Seitenleiste schon vor einiger Zeit dem von Benedikt XVI. weichen musste. Den letzten Anstoß dazu, ich gestehe es, gaben die mehr als dubiosen Vorgänge (
Näheres HIER) um den Orden der
Franziskaner der Immakulata, die unter Benedikt wohl undenkbar gewesen wären. Aber was soll das lange Drumherumgerede: Benedikt ist "mein Papst" und wird es bleiben. Als Hirte, Priester und Lehrer, als Fels des Glaubens. Als geistiger Riese in demütiger, fragiler Gestalt. Unvergesslich für mich sein souveräner
Auftritt in einem gewissen Haus voller aufgeblasener geistiger Zwerge. Seien wir froh und dankbar, dass wir nach dem großen Johannes Paul diesen zweiten großen Papst unserer Zeit erleben durften ! Gott schenke ihm einen friedvollen Lebensabend.
Etwas von den hier Gesagten wird, denke ich, lebendig in dem knappen, schlichten Kommentar des Papstes gegenüber Peter Seewald, als dieser ihn, damals noch Kardinal, in seinem ersten Interview-Buch Salz der Erde mit der berühmten Stelle aus dem Zweiten Timotheus-Brief (4,2-5) konfrontierte:
Peter Seewald: In einem von Ihnen unterzeichneten Dokument haben Sie an die Ermahnungen des Apostels Paulus erinnert. Darin heißt es: "Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht. Weise zurecht, tadle, ermahne in unermüdlicher und geduldiger Belehrung. Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln; und man wird der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken, sondern sich Fabeleien zuwenden. Du aber sei in allem nüchtern, ertrage das Leiden, verkünde das Evangelium, erfülle treu deinen Dienst."
Joseph Ratzinger: Ich will mich nicht übernehmen, aber ich würde schon sagen, dass in diesem Wort sehr wesentlich zum Ausdruck kommt, was ich als meinen Standard in dieser Zeit ansehe.