Die Unzeitgemäßheit der Kirche, die einerseits ihre Schwäche bedeutet - sie wird abgedrängt -, kann auch ihre Stärke sein. Vielleicht können die Menschen ja doch spüren, dass gegen die banale Ideologie, von der die Welt beherrscht wird, Opposition nötig ist und dass die Kirche gerade modern sein kann, indem sie anti-modern ist, indem sie sich dem, was alle sagen, widersetzt. Der Kirche fällt eine Rolle des prophetischen Widerspruchs zu, und sie muss auch den Mut dazu haben. Gerade der Mut der Wahrheit ist - auch wenn er zunächst eher zu schaden scheint, eher Beliebtheit wegnimmt und die Kirche gleichsam ins Ghetto zu drängen scheint - in Wirklichkeit ihre große Kraft.
Joseph Kardinal Ratzinger
im Gespräch mit Peter Seewald, in: Salz der Erde. München 1996
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