Donnerstag, 20. August 2020

Der Hl. Bernhard in Speyer

Dieser Beitrag soll eine Ergänzung meines programmatischen Posts Salve Regina (HIER) sein, der seinerseits das Titelbild dieses Blogs erläutert.

In seinem Pfälzischen Sagenbuch erzählt F.W. Hebel:
 


Das Marienbild im Dom zu Speyer


Sankt Bernhard hatte sich einmal verspätet unter den Fürsten, die zu einem Reichstage gen Speyer gekommen waren, und die Stunde, wo er gewöhnlich Maria mit einem Ave zu grüßen pflegte, hatte schon längst geschlagen, als er sich seiner Säumnis erinnerte. 
Er lief also, so sehr er konnte, dem Dome zu und begann schon einige Schritte vor dem Altare sein Gebet:

"O clemens, o pia, o dulcis virgo Maria!"  d.i.: "O du gütige, o du milde, o du süße Jungfrau Maria!"


Als er aber nahe dem Altare stand, da schaute ihn die Muttergottes nicht mit ihrem sonst so freundlich lächelnden, sondern mit einem Auge voll Verweises an und fragte aus dem Bilde:

"Sancte Bernarde, unde tam tarde?"  d.i.: "Heiliger Bernhard, woher kommst du so spät?"

Das war der Heilige Bernhard jedoch nicht gewohnt und er antwortete Marien mit Pauli Worten:

"Mulier taceat in ecclesia!"  d.i.: "Das Weib soll schweigen in der Kirche."

Seitdem hat das Bild kein Wort mehr gesprochen.


Wenn es wahr ist, was Albert Schweitzer (HIER) betonte, nämlich dass zum Christentum als Wesensmerkmal die Fröhlichkeit, mithin der Humor gehört, dann wird auch die Muttergottes diese kleine "Frechheit" eines ihrer größten Verehrer mit einem Schmunzeln quittiert haben.


Fortsetzung folgt!

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