"Mir fehlt darin der Bruder Konrad", sagte Pius XI. fast barsch, als er die Liste vorgesehener Heiligsprechungen prüfte; "Bruder Konrad ist ein großer Heiliger". Was fand der hochgebildete Papst mit seinem - allein schon aufgrund seiner früheren wissenschaftlichen Tätigkeit als Kirchenhistoriker - weiten Horizont an dem von einem weltabgelegenen bayrischen Bauernhof stammenden Kapuzinerbruder? Der Nachfolger des Apostels Petrus in seiner männlich-nüchternen Art, der aller Schein zuwider war, hatte wohl besonderes Gespür und geistliche "Witterung", dass am völlig unscheinbaren Leben dieses Mannes alles lauter war, durch und durch echt, hochkarätig. Und der Hirte der Weltkirche, der das Weltgeschehen in seinen wahren Zusammenhängen verstehen gelernt hatte und auf eine letzte Konfrontation von Christentum und Atheismus (marxistischer und nazistischer Prägung) sich zuspitzen sah, wusste aus der Schule des Evangeliums, dass Gott seit je das Kleine erwählt, um die Welt zu retten.
(Emil Spath)
Im Jahre 1818, dem Geburtsjahr von Karl Marx, erblickte auch der Bauernsohn Johannes Birndorfer in Parzham unweit Passau das Licht der Welt. Nachdem er, mit dem Ordensnamen Konrad, in das Kapuzinerkloster Altötting eingetreten war, versah er vier Jahrzehnte lang den Dienst des Pförtners, bis wenige Tage vor dem Ende seines irdischen Daseins am 21. April 1894.
(vgl. meine früheren Beiträge HIER)
Die oben abgebildete Sandstein-Statue (vor der Pfarrkirche St. Martin im südpfälzischen Ottersheim) ist ein anrührendes Beispiel dafür, dass der Hl. Bruder Konrad, vor allem wegen seiner bäuerlichen Herkunft, von der einfachen Landbevölkerung immer ganz besonders verehrt wurde. Oft wird er auch dargestellt, wie er Kindern ein Stück Brot schenkt, ein Hinweis auf seine unzähligen Dienste der Nächstenliebe an der Klosterpforte. Dies kommt in der Oratio zum Tage wunderbar zum Ausdruck:
O Gott, du wolltest, dass die Pforte Deiner Barmherzigkeit den Gläubigen offenstehe; daher bitten wir Dich flehentlich: teile auf die Fürsprache Deines heiligen Bekenners Konrad Gaben für die Zeit und für die Ewigkeit an uns aus. Durch unsern Herrn...
Textzitat aus: E. Spath (Hrsg.), Deutsche Glaubenszeugen. Freiburg/Br. 1980
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