Samstag, 24. August 2013

Bayrische Impressionen (3)

Erster und zweiter Teil HIER



Dritter Tag:  "Stat Crux Dum Volvitur Orbis." *

Ein Juwel der Klosterkultur und der Barock-Kunst durfte am Heimweg keinesfalls links liegen gelassen werden:


die Kartause Buxheim  im bayrischen Allgäu,  nahe Memmingen.





 "Die große Stille"










Der Große Kreuzgang verband in der Kartause die Kirche mit den einzelnen Zellen-Häuschen der Mönche.


Wie in den Zisterzienser-Kirchen trennt auch hier ein Lettner (Chorschranke) den Chor der Priestermönche von dem der Laienbrüder.  Zwischen beiden, unter dem Lettner, quert der Kreuzgang die Kirche.














Im Priesterchor birgt die Kartausenkirche Mariä Himmelfahrt zwei überragende Werke des Früh- und des Hochbarock:












den Hochaltar, geschaffen mitten im Dreißigjährigen Krieg (1631 !) von Sigmund und David Heschler aus Ulm ...



...  und das Chorgestühl  -  ein wahres Weltwunder der Holzbildhauer-Kunst des Tirolers Ignaz Waibl (1687-91), ...



















...  das allein schon einen Besuch in Buxheim wert ist!












Neben den genannten Künstlern waren vor allem Angehörige der Familie Zimmermann in Buxheim tätig.

Auch die notorischen Putten-Fans in-  (*räusper*)  und außerhalb der Blogoezese kommen hier natürlich voll auf ihre Kosten.
Hier nur zwei von geschätzten zweitausend Exemplaren:



ein entzückendes Kinderköpfchen am Chorgestühl zwischen zwei heiligen Ordensgründern ...











...  und ein kleiner, tapferer Gebälkträger am Lettner ...














Vor vier Jahrzehnten hat der Heimatdienst Buxheim e.V. begonnen, die seit der Säkularisation heruntergekommene Kartause liebevoll zu restaurieren und zu einem vorbildlichen Museum auszubauen - eine großartige, überaus anerkennenswerte Leistung für die Denkmalpflege!
Hier erfährt der Besucher alles über den Kartäuser-Orden: vom Ordensgründer, dem Hl. Bruno, und der Grande Chartreuse über die Verbreitung des Ordens in Europa und der Welt, über die Geschichte Buxheims selbst, das Alltagsleben der Mönche in ihren Klausen, bis zu der Frage, wie etwa die Kartäuser-Nelke zu ihrem Namen gekommen ist.
Mein persönlicher Eindruck - vielleicht täusche ich mich  -  ist, dass Buxheim  noch viel zu wenig bekannt ist. Ich selber habe es vor zwei Jahren eher zufällig im Auto-Atlas entdeckt.
Sollte ich mit diesem Beitrag den einen oder anderen Freund der Sakralkunst oder der Klostergeschichte zu einem Besuch animiert haben, würde es mich freuen.

Zu erreichen ist die Kartause per Auto ganz bequem über die A 96, Abfahrt Memmingen-Nord, von dort der Ausschilderung folgend, in knapp 15 Minuten.



*  "Stat Crux, dum volvitur orbis  -  Es steht das Kreuz, während die Welt sich dreht":  Wahlspruch des Kartäuser-Ordens

Die Fotostrecke enthält neben eigenen Bildern auch solche aus dem hervorragend gestalteten Kunst-Führer: Buxheim - Kartause und Pfarrkirche von Karl Pörnbacher, Kunstverlag Josef Fink 2009, mit Fotos von Erwin Reiter und dem Heimatdienst Buxheim e.V.









2 Kommentare:

  1. Nun ja, die Gegend dort ist recht reich an barocken und rokoköstgen Kirchen; da kann ein kleineres Juwel schon mal rasch ins Hintertreffen geraten - zumal der deutsche Früh- und Hochbarock im Holzton ein wenig sprüder wirkt als die gülden-blitzenden Himmelssäle anderweitig.

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  2. Hast auch wieder recht! Was aber in Buxheim den besonderen Reiz ausmacht (Kartausen sind ja dünn gesät), ist gerade die Verbindung von Kartäuser-Spiritualität mit hochkarätigem Barock! - Vergleichbar: Ittingen, Kanton Thurgau.
    Übrigens gibts in Buxheim auch reichlich Spätbarock: Dominikus Zimmermann ...

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