Mohammed selbst hatte seine Berufung zum Propheten "wider Willen" als Unterwerfung und sogar unter Einwirkung körperlicher Gewalt erfahren. In der "Nacht der Macht" (al-qadr) erschien der Erzengel Gabriel dem durch langes Suchen und Herumirren gepeinigten Mann. Das Ziel der Erscheinung war die "Buchwerdung", aber unter gänzlich anderen Bedingungen der Verkündigung wie in Lk 1, 26 f. Der Engel befahl zweimal: "Lies", der Prophet weigerte sich (!) zweimal, weil er nicht lesen könne, und wurde mit seinem eigenen Schal gewürgt, bis er vor dem dritten Würgen nachgab - die "Buchwerdung" ist die Geschichte der Vergewaltigung eines Unwilligen. Betont werden soll in dieser Erzählung wohl die unmittelbare Göttlichkeit des unter Zwang erhaltenen Buches, die jede Eigenzutat Mohammeds ausschloss. Umgekehrt wird die Verkündigung der Menschwerdung des Wortes an Maria durch denselben Engel nicht als Vergewaltigung erzählt, sondern als freie, überlegte Zustimmung. Zweimal fragt Maria nach, zweimal erhält sie Auskunft. Der Souverän erscheint bittend, von der Freiheit seines Geschöpfes abhängig. Bei Lukas 1 gehört zur Größe der Gnade, dass sie die Mitwirkung der Frau wünscht. Dieser Unterschied ist sprechend: dort die Offenbarung des "Buches" (Inlibration), hier die Verkündigung des Sohnes (Inkarnation).
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
in ihrer Studie "Koranlesung" im Feuilleton der Tagespost (31.1.15, S. 11)
Direkt-Link leider nicht möglich - Titel dieses Posts und Hervorhebungen von mir. Sev.
Nachtrag: Allmählich kommen auch die Theologen auf den Trichter !
Der Gabriel bei Mohammed hieß in Wirklichkeit Luzifer.
AntwortenLöschenso was in der Richtung ...
LöschenSì, era il Gabriele sbagliato!
AntwortenLöschen