Mittwoch, 1. April 2015

Der tolle Junker

Hätten Sie das Bürschl erkannt ?   -   Also, ich nicht !


Voilà, ich darf vorstellen:  

Otto von Bismarck, elf Jahre alt, Gutsherrensohn aus der Altmark, Schüler der Plamann'schen Erziehungsanstalt zu Berlin, hier zeichnerisch porträtiert (Photographie gab's noch keine) von einem gewissen Franz Krüger.
 

Heute vor genau zweihundert Jahren, am ersten April jenes schicksalhaften Epochenjahres 1815, hat der kleine Otto das Licht der Welt erblickt, auf dem väterlichen Gut Schönhausen an der Elbe, unweit Stendal.



Als Student in Göttingen und Berlin und auch später noch hat er, wenn man den Berichten glauben darf, zünftig über die Stränge gehauen   -  eben "der tolle Junker".

Was am Ende aus dem Lausbub und dem tollen Junker geworden ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen:  der "Eiserne Kanzler" (jetzt mit einem ehrfurchtsgebietenden Schnauzbart ausgestattet) als preußisch-deutsches Nationaldenkmal schon zu Lebzeiten,  glorifiziert und mythisch überhöht von den einen, gehasst und verteufelt von den anderen, wohl unbestritten bedeutendster Staatsmann und Diplomat seiner Zeit, Gründer und erster Kanzler des Deutschen Reiches und als solcher   -   es sträubt sich die Tastatur   -  erster Amtsvorgänger von unser aller Mutti!  (*uff*)

"Kennen muss man Otto von Bismarck.  Ob man ihn als Katholik auch mögen muss, steht jedoch auf einem anderen Blatt", schreibt in ihrer gestrigen Ausgabe Die Tagespost.   Ich möchte präzisieren:  Um ihn, als Katholik oder Nicht-Katholik, zu mögen oder nicht zu mögen, vor allem aber um ihm, seinem Leben und Wirken im historischen Urteil gerecht werden zu können, muss man ihn und seine Zeit erst einmal ein Stück weit kennengelernt haben.   Eigentlich eine Binsenweisheit, nicht wahr?
 
Als Beitrag dazu wäre zu empfehlen, wen's interessiert, der Essay  "Nationalheld und Kirchenbekämpfer" von Michael F. Feldkamp (im Feuilleton der Tagespost vom 31.3.15, nicht direkt verlinkbar), der vor allem Bismarcks Katholiken-Feindschaft thematisiert.
Eine fundierte, aber straffe, gut lesbare Biographie bietet Volker Ullrich: Otto von Bismarck, erschienen als Rowohlt-Monographie 50602, 4. Aufl. 2008  (Ihr ist auch das obige Porträt entnommen).






3 Kommentare:

  1. Unter dem Titel Unbestritten umstritten stellte der Deutschlandfunk am Montag zwei Biographien vor:
    http://www.deutschlandfunk.de/neue-biografien-ueber-otto-von-bismarck-unbestritten.1310.de.html?dram:article_id=315748

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  2. Erwähnung finden sollten auch des Kulturkämpfers Heringe und die weniger gut verdaulichen Bismarcktürme. Die sozialistische Zonenwachtel allerdings wäre vermutlich eingekerkert oder ins Irrenhaus gesteckt worden.
    So hat alles seine Vor- und Nachteile.

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    1. @ beide
      dankeschön für die Ergänzungen!

      @ Anni
      ... also ich weiß nicht, ob ich heute in diesem unserem Lande nicht die Bismarck'schen Nachteile vorziehen würde ...!

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