Mittwoch, 27. Juni 2012

Morgenstund ...

... hat Gold im Mund  -  so will es das Sprichwort.  Das ist ja nun nicht jedermanns Sache (expertus dico!), und der gute alte Lutz Röhrich (in seinem Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten) fragt sich, ob vielleicht so ein etymologisch oder auch lernpsychologisch gewiefter Latein-Pauker alter Schule sich das ausgedacht haben mag: Aurora habet aurum in ore.
Jedenfalls wird so mancher Morgenmuffel mit diesem Spruch nichts anfangen können, und nicht von ungefähr hat ja ein scharfzüngiges Lästermaul irgendwann den schönen Reim ins krasse Gegenteil verdreht: Morgenstund hat Blei im A ... .
Dennoch: Glücklich, wem es regelmäßig gelingt, nach dem frisch-fromm-fröhlich-goldigen Motto seinen Tagesauftakt zu gestalten.  Für alle anderen (mich inklusive), die es  trotz gutem Willen eben nicht immer schaffen, gibt es vom großen Mark Aurel dieses kleine Antidoton:
Wenn du des Morgens nicht gern aufstehen magst, so denke: Ich erwache, um als Mensch zu wirken. Warum sollte ich mit Unwillen das tun, wozu ich geschaffen und in die Welt geschickt bin? Bin ich denn geboren, um im warmen Bette liegen zu bleiben?  -  "Aber das ist angenehmer."  -  Du bist also zum Vergnügen geboren, nicht zur Tätigkeit, zur Arbeit? Siehst du nicht, wie die Pflanzen, die Sperlinge, die Ameisen, die Spinnen, die Bienen alle ihr Geschäft verrichten und nach ihrem Vermögen der Harmonie der Welt dienen? Und du weigerst dich, deine Pflicht als Mensch zu tun, eilst nicht zu deiner natürlichen Bestimmung? ...
Wichtig scheint mir dabei:  Der Philosoph auf dem Kaiserthron war alles andere als ein Moralapostel, der "Wasser predigt und Wein trinkt". Dass es ihm nämlich in allererster Linie darum ging,  den eigenen inneren Schweinehund zu bekämpfen, zeigt schon der Titel seines Werkes, dem das Zitat entnommen ist: Eis heautón  -  wörtlich: "An sich selbst".

 Marc Aurel: Selbstbetrachtungen V 1 (übers. A. Wittstock)

Sonntag, 24. Juni 2012

Nativitas S. Ioannis Baptistae


Ein Mensch trat auf, gesandt von Gott; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kämen.  Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
Johannes  1, 6-8


So wie die längste Nacht des Jahres, gemäß der Licht-Finsternis-Symbolik des Johannes-Evangeliums, der Geburt des Erlösers vorbehalten ist, so der längste Tag der Geburt des Vorläufers und Wegbereiters.
Nach dem einhelligen Zeugnis aller vier Evangelien  war Johannes der Täufer  sich seines Auftrags als letzter Prophet des Alten Bundes bewusst und setzte unter diesen demütig den Schlusspunkt. Eindrucksvoll hat dies Mathias Grünewald auf seinem gewaltigen Isenheimer Altar dargestellt, wo er den Täufer mit der Muttergottes, dem Apostel Johannes und Maria Magdalena unter dem Kreuz von Golgotha stehen lässt.



Illum oportet crescere, me autem minui.
Er muss wachsen, ich aber abnehmen.
Joh 3,30










 

Samstag, 23. Juni 2012

"Was ist Druck?"

... so die Gegenfrage  von Bastian Schweinsteiger an einen Journalisten vor dem gestrigen EM-Viertelfinalspiel gegen Griechenland.  Und weiter:
"Uns allen geht es sehr gut. Druck haben Menschen, die um ihre Existenz kämpfen oder die in großer Not sind."
Bravo, Schweini!  -   Das war jetzt mindestens so gut wie der tödliche Steilpass auf Miro Klose oder der Knaller aus zwanzig Metern ins Lattenkreuz.
Weiter so!


Fundort:   Die Tagespost, 23.6.12



Freitag, 22. Juni 2012

Das Kreuz mit dem Betreuungsgeld ...

... und was da im Namen der "sozialen Gerechtigkeit" wirklich so alles abgeht, zeigt mit drei lapidaren Fallbeispielen Bastian auf Echo Romeo.  

Donnerstag, 21. Juni 2012

Good news!

Gute Neuigkeiten  via  Priesterforum  aus dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz im Wienerwald: 
Abt Maximilian Heim und Rektor P. Karl Wallner werden von ausgesprochen erfreulichen Sorgen geplagt, denn  die Päpstliche Hochschule Benedikt XVI.  "platzt aufgrund der großen Studentenzahl aus allen Nähten"  und muss deshalb dringend erweitert werden!

Mittwoch, 20. Juni 2012

Schwarz-Rot-Gold

          Hinauf, Patrioten, zum Schloss, zum Schloss,
         hoch flattern die Deutschen Farben ...

Von den napoleonischen Befreiungskriegen über das Hambacher Fest und die Frankfurter Paulskirche bis zur Nationalversammlung von Weimar, also über ein Jahrhundert deutscher Geschichte hin, führte der Weg von Schwarz-Rot-Gold  bis zu seiner Anerkennung als Symbol der deutschen Nation, ihrer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und damit ihrer Grundwerte.
Ein weiteres Jahrhundert später, in der sich zunehmend entpolitisierenden, hedonistischen "Event"- und "Fun"-Gesellschaft von heute, reduziert sich offenbar die öffentlich-kollektive Symbolik der Deutschen Farben  -  wie auch die des Liedes der Deutschen  -   immer mehr auf den im Zwei-Jahres-Rhythmus auftretenden, pseudonationalen Hype namens Fußball-EM und -WM.

Foto:  dpa

Fußballbegeisterung hat ja durchaus  ihre schönen Seiten. 
Hin und wieder ist aber bei der "schönsten Nebensache der Welt" auch kritische Distanzierung, Blickwinkelerweiterung und Besinnung aufs Wesentliche  am Platz.

Übrigens ist das Problem nicht so ganz neu:
Von meinem Erzieher lernte ich, in den Zirkusspielen weder für die Grünen noch für die Blauen, in den Gladiatorengefechten weder für die Rundschilde noch für die Langschilde Partei zu nehmen, wohl aber Anstrengungen zu ertragen, mit wenigem zufrieden zu sein, selbst die Hand ans Werk zu legen, mich nicht in die Angelegenheiten anderer zu mischen und unzugänglich für Angeberei* zu sein.

Marc Aurel,  Selbstbetrachtungen  I 5  (Übers. A. Wittstock)
* Gemeint ist das Denunziantentum. 




Montag, 18. Juni 2012

Gottes Ratschlüsse

Vater Antonios vertiefte sich in die Betrachtung der Ratschlüsse Gottes und begehrte zu wissen: "Herr, wieso sterben manche schon nach einem kurzen Leben, andere aber werden uralt?  Und warum leben manche in Not, andere in Reichtum?  Und wieso genießen Ungerechte Reichtum, Gerechte aber leben im Elend?"
Er hörte eine Stimme, die sprach: "Antonios, um dich selbst kümmere dich!  Dies sind Ratschlüsse Gottes, und sie zu erfahren ist nicht gut für dich."

Hl. Antonios, Apophthegmata



Samstag, 16. Juni 2012

Vernunft und Tradition

Noch einmal zurück zum Mannheimer Katholikentag:
Aus der Summe der Signale dieses Forums ließ sich vor allem ein Tenor grundtiefer Skepsis vieler Reformkatholiken gegen die Tradition herausfiltern, die der alte Papst gleichmütig und unerschrocken wie Don Quijote gegen ihre zahllosen Widersacher verteidigt, als letzter Ritter der Moderne.
So die Beobachtung von Paul Badde auf kath.netUnd er erweitert seinen Befund zu einer interessanten grundsätzlichen Reflexion:
Die Kritik der Überlieferung ... ist seit vielen Jahren der Cantus Firmus aller deutschen Reflexe gegen Rom. Das ist keine originelle Beobachtung. Zu diesem Pfingstfest aber sollte sie vielleicht Anlass sein, das schöne deutsche Wort "Vernunft" ein wenig neu zu beleuchten, das ja einer der Schlüsselbegriffe des deutschen Bischofs von Rom ist.
 Zu diesem Zweck greift der Autor auf die Etymologie zurück:
Vernunft ist ursprünglich und zuerst das Vernommene. Der Kernbegriff der Aufklärung transportiert demnach in sich schon das Überlieferte, die Tradition, das Gehörte, das Erlernte, das Erlauschte. Es ist das Hinhören und Durchdringen der Fülle des vorab schon Erfahrenen und Erkannten und durch die Jahrhunderte Überprüften  -  und eben nicht das nur Erdachte und neu Gefundene und Ausgeklügelte.
Ein höchst spannendes Unterfangen, zumal im Hinblick auf die katholische Glaubenslehre, in der die Tradition doch eigentlich eine zentrale und fundamentale Stelle einnehmen sollte.  Papst Benedikts programmatischer These von  der Einheit von Glauben und Vernunft stellt Paul Badde also die ursprüngliche Synthese von Vernunft und Tradition an die Seite, und er verfolgt den Wandel des Vernunft-Begriffs bis hin zur Krise in der Aufklärung und deren Höhepunkt, der perversen Apotheose der Hure Raison in der Französischen Revolution.

Und damit möchte ich auf jedes weitere Referieren und Zitieren verzichten und dafür die Lektüre dieses exzellenten kleinen Essays nachdrücklich empfehlen (Link).

À propos: Paul Baddes Vergleich von Papst Benedikt mit dem tragikomischen "Ritter von der Traurigen Gestalt" sollten wir vielleicht nicht ganz so wörtlich nehmen. Es ist ja gerade die Botschaft dieses Papstes, die uns die Hoffnung schenkt, dass der Tradition und der Vernunft die Zukunft gehört.





 

Donnerstag, 14. Juni 2012

Die Gotteskrise ...

... und wie der Theologe Norbert Scholl sie überwinden will.
Die alten Gottesbilder haben ihre Aussagekraft und ihre Allgemeinverbindlichkeit verloren. Keine Religion, keine Konfession, keine  einzelne  Glaubensgemeinschaft kann noch ernsthaft behaupten, über das allein gültige und richtige Gottesbild zu verfügen.
Mit das Beste, was ich über die Thesen  - wie die oben zitierte - der "Memorandum"-Theologen  bisher  gelesen habe,  stammt  aus der Feder  von   P. Engelbert Recktenwald FSSP.
P. Recktenwald zerlegt aktuell (13.6.12) auf kath-info einen Artikel des genannten katholischen (!) Theologen in Christ in der Gegenwart, und er tut dies mit dem von ihm gewohnten Scharfsinn, mit unbestechlicher Geradlinigkeit und einer Prise subtiler Polemik. All die Ungereimtheiten dieses im letzten relativistischen Denkens, die realitätsblinde Verwechslung von Ursache und Wirkung werden knapp, stringent und pointiert freigelegt.
Die Logik eines Norbert Scholl, konsequent zu Ende gedacht:
Wenn die letzten Reste eines festen Glaubens an den biblischen Gott beseitigt sind, ist die Gotteskrise endlich überwunden.
Lesenswert! 




Sonntag, 10. Juni 2012

Fußball-Nostalgie

Da wären also die ersten drei EM-Punkte für das DFB-Team unter Dach und Fach, wenn auch nicht ohne das Glück des Tüchtigen!

Vor vier Wochen, anlässlich des BVB-Doubles, schwelgte ich noch in nostalgischen Erinnerungen an meine alte Liebe, die Dortmunder Borussia, und als ich dann äußerte, mit derlei opahaftem Geschwafel aufhören zu wollen, kamen missbilligende Pfiffe aus der Fan-Kurve.
Na gut, dachte ich. Schadet ja nichts, zur aktuellen EM die Großtaten der Altvorderen noch ein wenig gebührend ins Licht zu rücken. 
Also:



WM 1966 in England.  Letztes Vorrundenspiel Deutschland - Spanien in Birmingham. Unser Gegner führt  0:1. In der deutschen Elf stehen drei Dortmunder: Hans Tilkowski, mein Idol, im Tor, dazu die beiden Akteure der folgenden Szene: 38. Minute, ich sehe es noch vor mir, Einwurf auf der linken Seite in Höhe des gegnerischen Strafraums,  Sigi Held  steil auf seinen Kumpel Lothar Emmerich.  Der lässt das Leder (jawohl, damals waren die Bälle noch aus echtem Leder und wurden auch so genannt!)  - Emma  lässt also das Leder ein-, zweimal auftropfen, erwischt es knapp vor der Torauslinie,  alles lauert vor dem Tor auf die Hereingabe  -  und was macht  Emma?  -  Hämmert das Ding mit Vehemenz unter die Latte! Einfach so. Unmöglich.  1:1.


In der  84. Minute besorgt Uwe Seeler das 2:1.  Gruppensieg.
Der Rest ist Geschichte:  4:0 gegen Uruguay,  2:1 gegen die Sowjetunion.  Und im Finale unterliegt unsere Elf in Wembley dem Gastgeber mit 2:4 in der Verlängerung durch zwei irreguläre Tore.  Aber das haben wir den Engländern ja mittlerweile gründlich heimgezahlt.

Das also war Emma.  Der Treffer gegen die Spanier blieb sein einziger im Turnier; nach der WM ist er alsbald wieder von der großen Fußballbühne verschwunden. Und vor neun Jahren musste er auch allzu früh von der Bühne des Lebens abtreten.
Dieses  Highlight der deutschen Fußballgeschichte wird bleiben, Emmas verrücktes Ding aus unmöglichem Winkel, Birmingham 1966.


Bildquelle:  Kurt Lavall: Berühmte Spieler  -  berühmte Tore.  Bonn-Röttgen  1974

Freitag, 8. Juni 2012

Relativismus pur!

"Warum es keinen Grund gibt, den einvernehmlichen Geschlechtsverkehr zwischen erwachsenen Geschwistern zu verbieten"  -  davon handelt ein FOCUS-Artikel von E. Wilhelm, der ein deutsches Geschwisterpaar, das im Inzest vier Kinder zeugte, als Anwalt vor dem Europäischen Gerichtshof vertreten hat.
Das Hauptargument liefert schon der Titel des Elaborats: "Normal wie Homosexualität" sei Inzest. Hier der Gipfel der sophistisch-relativistischen Beweisführung:
Was bleibt, ist die Moral. Doch wer bestimmt, was Moral ist? Bei Licht betrachtet, ist sie nicht mehr als die sich selbst erfüllende Prophezeiung ihrer Wächter. Das beweist ihre Halbwertszeit.
Mit anderen Worten: Moral ist Einbildung. Beweis: Seit einem halben Jahrhundert wird ein moralischer Grundsatz nach dem andern in Politik, Gesetzgebung und Rechtsprechung über Bord geworfen.  So einfach ist das!

Die Dinge sind weit gediehen ...
Was kommt als nächstes?

Donnerstag, 7. Juni 2012

Demokratische Kirche?

Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.
 Johannes 15,16


Dienstag, 5. Juni 2012

Montag, 4. Juni 2012

Gibt's denn so was ...?

... ein katholisch-theologisch-spirituell-philosophisches Fußball-Blog ??

In der Blogoezese ist, scheint's, alles möglich!
Gerade rechtzeitig zur EM:  "Die Wahrheit ist auf'm Platz?!"


Zeitgeist



Es naht eine Zeit, da die Menschen von Sinnen geraten; und sobald sie jemanden sehen, der nicht wahnsinnig ist, werden sie sich über ihn empören und sagen: "Du bist von Sinnen",  -  weil er ihnen nicht ähnlich ist.

Hl. Antonios, Apophthegmata

Quelle: Antonios der Große -  Stern der Wüste, hg. H. Hanakam,  Freiburg/Br. 1989

Samstag, 2. Juni 2012

Mannheimer Perspektiven (4)

Nun wird es aber Zeit  -  nach überstandenem "K-Day" -   für die wirklich gute Nachricht aus der Rhein-Neckar-Metropole:

Bereits am 13. Mai, also ganz im Schatten des Katholikentags, haben die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen eine Ausstellung eröffnet, die keinem geringeren als dem Vater und Schutzpatron Europas und seinem großartigen Werk gewidmet ist.

Aus dem Ausstellungs-Prospekt:
Die Ausstellung "Benedikt und die Welt der frühen Klöster" widmet sich der Entstehung der Klöster vom MIttelalter bis in die frühe Neuzeit. Mit zahlreichen kostbaren Exponaten illustriert sie die Klosterkultur und zeigt die hohe Bedeutung der Klöster für Bildung, Wirtschaft und Herrschaft. Sie greift Aspekte des Klosterlebens, wie Gründung, Liturgie, Gottesdienst, Kirchenmusik und Wissenschaft auf. Die Präsentation macht anschaulich, wie die Idee Europas ausgehend von seinen Klöstern Gestalt annahm.

Geplante Dauer: bis 13. Januar nächsten Jahres.
Die Ausstellungsräume im Museum Bassermann-Haus (C4 im berühmten Mannheimer Schachbrettmuster) sind vom Hauptbahnhof aus in wenigen Minuten mit mehreren Straßenbahnlinien via Paradeplatz (dort umsteigen oder weitere knappe fünf Minuten zu Fuß)  zu erreichen.
Alle weiteren Informationen unter diesem Link.
Klarer Fall, dass ich mir demnächst mit meinen Schülern die Sache anschauen und ihr noch den einen oder anderen Post widmen werde.