Zur Mitternachtsmesse würde nun auch unten das Münster mit den zwei großen Glocken, die ihm geblieben, dröhnend und frohlockend über die erhellte Stadt hinschallen. ... Noch einmal kam es dem Priester Johannes so - aber nur noch schwach. Von Zimbel, Geigen und Klarinetten vernahm er nichts mehr. Er hielt sein Ohr dem dünnen, armen Stimmchen hin, das ihn da rief. Und sein eben noch stolzes Herz wurde demütig. Er sagte still in seiner Seele: Kindlein, du riefest, und ich komme. Er wusste nun, dass ihn Gott mit dem elenden Glöcklein auf dem elenden Kirchlein in seine Gnade holen wollte.
Und so kam denn um den Priester Johannes eine große, heilige Freude. Sie leuchtete aus seinen Augen und ging von seinem Antlitz aus, als er den beiden Männern voraus in die Kirche trat. Ja, sie war arm! Es fehlten ihr Gestühl, Bänke, es fehlten Kanzel und Orgel - aber es fehlte nicht der Altar, und sie strahlte im Licht vieler gelber Wachskerzen, die den Duft des Sommers atmeten und auf die helle Tünche der Wände einen goldenen Schein warfen.
Und noch etwas sah der Priester, und es traf seine Seele, als sähe er die Mutter daheim in der Kammer: Sie hatten eine Wiege hingestellt, mit Heu und Stroh warm ausgelegt, und ein hölzernes Kind hineingelegt, das wohl der heiligen Mutter aus dem Arm genommen war. Nun lag es da in der Armut und Verlorenheit dieser Kirche, noch ärmer als die Menschen, die es umstanden.
Der Priester schritt durch sie hin und durch die Schar der Kinder, rührte im Vorübergehen deren Scheitel an, sah das grenzenlose Wunder ihrer Augen und konnte sich nur schwer von ihnen lösen, um den beiden Männern in die Sakristei zu folgen. Da fand er wirklich, wessen er bedurfte und was er nicht zu hoffen gewagt hatte: Kelch und Brot und Wein, und er fand auch das Gewand, alte schimmernde Seide aus der guten, reichen Zeit - sie hatten es mit Mühe gehütet wie ihren Augapfel, in eisernen Truhen vergraben, unter Gebälk verborgen und viele Jahre so getan - es fehlte ihm nichts!
Wie er nun die Stufen des Altares emporstieg, sich dann wieder zu den Staffeln wandte und über die kleine Schar hinwegsah, über die Köpfe der Männer, Frauen und Kinder, da war ihm, als sei er eben in den Stall von Bethlehem eingetreten, um ihn herum das arme Volk der Hirten, die sich in gläubigem Glück drängten, das göttliche Kind zu sehen und ihm ihre Liebe zu schenken.
So hob nun der Priester Johannes die Mitternachts-Ucht an. Alles war von ihm abgefallen. Nichts war er mehr als der Diener Gottes in Armut und Demut Johannes Beiderlinden.
Und als sie sich nach dem Ende der heiligen Handlung um ihn drängten, die Männer, die Frauen, die Kinder und immer wieder die Kinder - als sie ihre Augen zu ihm emporhoben, die Augen, in denen noch das Wunder widerstrahlte und ein stummes Bitten, da wusste er, dass er niemals mehr in den Glanz und das Wohlleben der Welt unten zurückkehren, dass er bleiben würde im Dienst des armen Kirchleins Maria Höh und seiner großen und kleinen Kinder.
Und so kam denn um den Priester Johannes eine große, heilige Freude. Sie leuchtete aus seinen Augen und ging von seinem Antlitz aus, als er den beiden Männern voraus in die Kirche trat. Ja, sie war arm! Es fehlten ihr Gestühl, Bänke, es fehlten Kanzel und Orgel - aber es fehlte nicht der Altar, und sie strahlte im Licht vieler gelber Wachskerzen, die den Duft des Sommers atmeten und auf die helle Tünche der Wände einen goldenen Schein warfen.
Und noch etwas sah der Priester, und es traf seine Seele, als sähe er die Mutter daheim in der Kammer: Sie hatten eine Wiege hingestellt, mit Heu und Stroh warm ausgelegt, und ein hölzernes Kind hineingelegt, das wohl der heiligen Mutter aus dem Arm genommen war. Nun lag es da in der Armut und Verlorenheit dieser Kirche, noch ärmer als die Menschen, die es umstanden.
Der Priester schritt durch sie hin und durch die Schar der Kinder, rührte im Vorübergehen deren Scheitel an, sah das grenzenlose Wunder ihrer Augen und konnte sich nur schwer von ihnen lösen, um den beiden Männern in die Sakristei zu folgen. Da fand er wirklich, wessen er bedurfte und was er nicht zu hoffen gewagt hatte: Kelch und Brot und Wein, und er fand auch das Gewand, alte schimmernde Seide aus der guten, reichen Zeit - sie hatten es mit Mühe gehütet wie ihren Augapfel, in eisernen Truhen vergraben, unter Gebälk verborgen und viele Jahre so getan - es fehlte ihm nichts!
Wie er nun die Stufen des Altares emporstieg, sich dann wieder zu den Staffeln wandte und über die kleine Schar hinwegsah, über die Köpfe der Männer, Frauen und Kinder, da war ihm, als sei er eben in den Stall von Bethlehem eingetreten, um ihn herum das arme Volk der Hirten, die sich in gläubigem Glück drängten, das göttliche Kind zu sehen und ihm ihre Liebe zu schenken.
So hob nun der Priester Johannes die Mitternachts-Ucht an. Alles war von ihm abgefallen. Nichts war er mehr als der Diener Gottes in Armut und Demut Johannes Beiderlinden.
Und als sie sich nach dem Ende der heiligen Handlung um ihn drängten, die Männer, die Frauen, die Kinder und immer wieder die Kinder - als sie ihre Augen zu ihm emporhoben, die Augen, in denen noch das Wunder widerstrahlte und ein stummes Bitten, da wusste er, dass er niemals mehr in den Glanz und das Wohlleben der Welt unten zurückkehren, dass er bleiben würde im Dienst des armen Kirchleins Maria Höh und seiner großen und kleinen Kinder.
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Die beiden Zeichnungen schuf Johannes Hohmann.
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Allen Lesern und Besuchern dieses Blogs
wünsche ich gnadenreiche Weihnachten
und Gottes Segen !
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