In Bachmichels Haus wurde, zum Abschied vom alten "Gotteslob", eine Lieblingslied-Blogparade gestartet. Da macht der Verfasser dieses doch gerne mit.
Eines meiner Lieblingslieder habe ich schon an Allerseelen vorgestellt: "Wir sind nur Gast auf Erden" (GL 656) von Georg Thurmair und Adolf Lohmann aus dem Jahr 1935.
Zu diesem wunderbar schlichten, demütigen und dabei so trostvollen Gesang stehen zwei andere, ihrem Charakter nach, nur scheinbar im Widerspruch: das deutsche Tedeum "Großer Gott, wir loben dich" (257), zu dem Martin Mosebach einige interessante Betrachtungen angestellt hat (Häresie der Formlosigkeit, S. 38f), und "Ein Haus voll Glorie schauet" (639). Nie habe ich mich in jungen Jahren im Schoß der Heiligen Mutter Kirche so geborgen gefühlt, als wenn eine dieser beiden Hymnen im festlichen Hochamt, zu vollem Glockengeläut und Orgelgebraus, oder auf dem Diözesan-Katholikentag in kraftvollem Fortissimo erklang. Weshalb ich denn auch mit einem katholischen "Triumphalismus", oder was man dafür hält, nie wirkliche Probleme hatte.
Ein viertes Lied darf nicht fehlen: "Fest soll mein Taufbund immer stehn" von C. B. Verspoell aus dem Jahr 1810. In der Speyrer Gotteslob-Diözesan-Ausgabe taucht es nur mehr im Anhang (912) auf und wurde, soweit ich mich erinnere, wenn überhaupt, dann nur in der Osternacht zur Erneuerung des Taufgelübdes angestimmt.
Dafür hat dieses Lied, das aus nur einer Strophe besteht, im Speyrer Vorgänger des Gotteslob, im Salve Regina, den ihm angemessenen Platz*:
"... die Kirche hören ... folgsam ihren Lehren ..."? - Nachdem schon das alte Gotteslob eine "entschärfte" Textfassung von 1974 enthält, liegt es auf der Hand, dass dem mündigen, aufgeklärten Deutsch-Katholiken des einundzwanzigsten Jahrhunderts und seinem rom-kritischen Gewissen so etwas aber auch gar nicht mehr zuzumuten ist, nicht wahr ?
Und so erübrigt sich wohl auch die Frage, ob dieses Bekenntnis zur Kirche und ihrem Lehramt Eingang ins neue Gotteslob gefunden hat. Zwar hat schon das alte bei mir seit gut zwei Jahren ausgedient, und ich werde mir sicher keine Neuausgabe anschaffen, doch lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.
Umso mehr lohnt sich ein Blick in die Geschichte des deutschen Katholizismus der letzten zwei Jahrhunderte, in welcher der Choral "Fest soll mein Taufbund immer stehn" in der Tat einen besonderen Platz einnimmt. In einer neueren, sehr gut lesbaren Biographie des Seligen Clemens August von Galen** lesen wir über die St. Lamberti-Kirche zu Münster in Westfalen, wo der Bischof und spätere Kardinal einst als Pfarrer gewirkt hatte:
In jener Zeit, um 1800, wirkte Christoph Bernhard Verspoell als Vikar an St. Lamberti, der Schöpfer der Liedstrophe "Fest soll mein Taufbund immer steh'n". War dieses Lied schon im preußischen Kulturkampf das katholische Treuebekenntnis schlechthin geworden, so sollte es schon bald in den Jahren des Dritten Reiches immer da erschallen, wo Clemens August von Galen als Bischof auftrat.Das erklärt so manches.
Wer weiß - vielleicht wird es schon bald wieder zu neuen Ehren kommen ...
* Salve Regina. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Speyer. Pustet Vlg. Regensburg, 7. Aufl. (1951)
** Trautmann, Markus: Clemens August von Galen - Ich erhebe meine Stimme. Kevelaer 2005, S. 33
Update: Schöne und interessante Blog-Beiträge zu C.B. Verspoells Lied findet man auch HIER und HIER!
Danke, lieber Severus! Dieses Lied hat unbedingt noch gefehlt. Auch eines das ich auswendig kann - ich bin bei dieser Blogparade ganz begeistert, wie die Texte und Melodien mir zufliegen! Auch wenn ich manches im Gottesdienst schon lang nicht mehr gehört habe.
AntwortenLöschenIch vermisse tatsächlich auch noch das alte "Salve Regina". Seufz .... ;-)
Wunderbar!
AntwortenLöschenEine kleine Ergänzung dazu:
http://frischer-wind.blogspot.de/2012/04/dank-sei-dem-herrn-alleluja.html
Liebe Grüße
FW
Sehr schön - vielen Dank!
LöschenWird sofort ergänzt!
"Nie habe ich mich in jungen Jahren im Schoß der Heiligen Mutter Kirche so geborgen gefühlt, als wenn eine dieser beiden Hymnen im festlichen Hochamt, zu vollem Glockengeläut und Orgelgebraus, oder auf dem Diözesan-Katholikentag in kraftvollem Fortissimo erklang. "
AntwortenLöschenDito!
Auch ich bewahre noch viele schoene Erinnerungen an die "gute alte Zeit", die Du schilderst. Ein Hoehepunkt war die Messdienerfahrt nach Speyer zum damals noch bemalten Dom mit Hl. Messe und herrlichem Orgelspiel. Deine Liedauswahl koennte auch auf meinem Stimmzettel stehen. P.S.: Kannst Du mir ein guterhaltenes Salve Regina besorgen? Danke.
AntwortenLöschenHerzlichen Dank an Alle !!
AntwortenLöschen@ tradi.nl
Ich werd's versuchen !
@ Meckiheidi
...und für Dich auch eins, gell !:-)