Dienstag, 17. Juli 2012

Satire?

Eine breite, angeregte und vielfältige Debatte hat in der vergangenen Woche (nicht nur) die Blogözese beschäftigt.  Tagesordnungspunkt:  Was haben wir zu halten von und wie haben wir uns zu verhalten zu der Art und Weise, wie ein gewisses Schundblatt, das sich "Satire-Magazin" nennt, unseren Heiligen Vater durch den Dreck zu ziehen beliebt und sich dazu auch noch auf die Freiheit der Kunst beruft?
Dass der Verursacher jedes beliebigen prä- oder postpubertalen Fäkal-Geschmieres letzteres ohne weiteres tun kann, sagt sehr viel aus über den kulturellen Zustand unserer Gesellschaft, für die ein absaufender Luxusdampfer immerhin doch ein treffendes Bild abgibt.


Hier möchte ich ein wenig zur Klärung der Begriffe beizutragen versuchen.
In einem Gastbeitrag mit ausgedehnter Kommentar-Diskussion in Elsas Nacht(b)revier  war man besonders dicht am Kernpunkt der Sache, nämlich der Definition von "Satire", und ganz folgerichtig und legitim hat Cicero symbolisch den schriftlichen Antrag gestellt, dem erwähnten Schundblatt die Satirelizenz zu entziehen.  
Und zwar mit Berufung auf keinen Geringeren als Kurt Tucholsky!
Dieser hatte zwar die Frage "Was darf die Satire?"  mit  "Alles!"  beantwortet, aber nicht ohne, unter anderem,  folgendes anzumerken:
Satire ist eine durchaus positive Sache. Nirgends verrät sich der Charakterlose schneller als hier, nirgends zeigt sich fixer, was ein gewissenloser Hanswurst ist, einer, der heute den angreift und morgen den.  Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist;  er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an.
Man merke: Der wahre Satiriker verfolgt erstens ein positives, konstruktives Ziel, und zweitens riskiert er dabei, durch die Wahl seiner Methoden und Ziele sich selbst als charakter- und gewissenlos  zu disqualifizieren.
Fazit:  Folgt man Tucholsky, so hat das umstrittene Titelblatt mit der Verhöhnung des Papstes  mit Satire so gut wie nichts und erst recht nichts mit Humor zu tun, dafür umso mehr mit:  Zynismus!
Diesen definiert Das Große Fischer-Lexikon wie folgt: 
... ursprünglich die Lehre der griechischen Philosophenschule der Kyniker;  heute die absichtliche Missachtung und höhnische Herabsetzung geltender Wertvorstellungen.
Bleibt zu ergänzen,  was der Theologe Richard Schröder vor Jahren in einem Spiegel-Interview gesagt hat:
Zynismus ist parasitär.  Er lebt davon, dass andere ernst nehmen, was er verhöhnt.
Genau so ist es.

Hier noch ein wichtiger Beitrag zum Thema von Armin Schwibach auf kath.net.










2 Kommentare:

  1. Dank! für die Begriffsklärung. Ja, das muss man sich hin und wieder mal deutlich machen.
    - Bei mir hat sich im Kopf etwas festgesetzt, das mit meiner Erziehung im Elternhaus und im Glauben zu tun hat -wir kennen es alle-:
    Rede und denke nicht über andere so wie du nicht möchtest, dass über dich gedacht und geredet wird. Wolle niemandem etwas schlechtes; ziehe niemanden durch den Dreck, - und wenn jemand in der Tat oder mit Worten niedergemacht wird, setze dich für ihn ein. ... Zynismus ist mir fremd, - und Satire verstehe ich immer nur auf einen Angriff auf den oder die Menschen. Wer so etwas tut, muss mit seinem eigenen Gewissen klarkommen. Doch diejenigen, die darüber lachen und sich damit gewissermaßen verbünden, sie tun mir unendlich leid. ABER, wahrscheinlich verstehe ich nichts von Humor und darüber, dass Schadenfreude die angeblich schönste Freude ist.
    Gruß Dir, Severus!

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    1. Danke auch Dir, Ruferstimme (ich spreche Dich jetzt einfach mal so an:-), für den Beitrag und Gruß zurück!
      Wir sind uns im Grundsätzlichen völlig einig. Allerdings war das jetzt höchstens der Versuch oder der Anfang einer Begriffsklärung. Ich werde nach Möglichkeit der Sache weiter nachgehen und ggf. noch etwas schreiben.
      Zunächst ging es mir nur darum, dass der Titanic-Dreck weder mit Satire noch mit Humor irgendetwas zu tun hat. Deshalb, wenn Du sagst, dass "Zynismus Dir völlig fremd ist", bedeutet das noch lange (!) nicht, dass Du "von Humor nichts verstehst" (was ich nicht glaube!).
      Ich gehe so weit zu sagen, dass wahrer Humor (der nie verletzend sein kann) eine Gabe des Hl. Geistes ist, was uns die Heiligen und Seligen beweisen, bis zu Johannes Paul II., der einen wunderbaren Humor besaß, wobei auch Papst Benedikt keineswegs ausgenommen ist.
      Und: Echte Satire hat mit Zynismus und Schadenfreude nichts zu tun. Darüber vielleicht ein andermal mehr.
      Salve!

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