Im Evangelium finden wir ein ergreifendes Vor-Bild des betenden Menschen, den heiligen Josef. Es wird dort über drei "Träume" dieses einsamen Mannes berichtet ... [*]
Das theologische Selbstverständnis des Urchristentums in bezug auf die betende Existenz hat sich in diesen Aussagen eine erste Auslegung geschaffen: In stillem Nachdenken, da die Existenz bis zu den äußersten Gemarkungen der Welt vorstößt (im "Traum"), kann das ewige Schicksal des Menschen (der "Engel") wahrnehmbar werden.
In der Meditation des heiligen Josef ereignete sich ein unverwechselbarer Auftrag. Während seines stillen Nachdenkens in der Nacht ist Josef in das Schicksal Mariens eingedrungen. Von Zweifeln geplagt, unsicher und verwirrt, hat dieser nüchterne und verschwiegene Mann das Geheimnis der Menschwerdung erahnt. Er hat dann den Auftrag, den die Weisung des Engels enthielt, auf sich genommen. Seine Zukunft war: Entsagung und Selbstbescheidung. Durch nichts empört, schwermutlos und im heiteren Vertrauen wurde er für uns zum Urbild meditativer Existenz.
* Matthäus 1,20-21; 2,13; 2,19-20
Text: Ladislaus Boros: In der Versuchung. Einübung in die Meditation. Herderbücherei Bd. 660 (1967), S. 13f
Bild: Der Traum Josefs, aus dem Perikopenbuch Heinrichs II. (vor 1014)
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