Die Gruppe drinnen flüsterte miteinander. "Vielleicht ein Kranker", sagte Schwester Magdalena leise zu Schwester Angela, "und der Pater hat kein Pferd ..."
Die Worte waren ihr kaum über die Lippen, da trat der Pater mit der Vogelscheuche wieder ein, und auf den Armen trugen sie - Essen!
"Mangiata!" Man hörte Schluchzen - und Lachen. Giuseppe schlang seinen einen Arm um die "Kleine Blume", hob sie mühelos vom Boden und küsste sie kühn auf den Mund. Schwester Angela dachte gerade noch daran, schnell ein Kreuzzeichen zu machen. Die Kinder begannen zu zwitschern und im Zimmer herumzutanzen, und alle fingen an, einander etwas zuzurufen - obwohl niemand zuhörte.
"Ruhe!" rief Pater Donatello über die auf seinen Armen bis zum Kinn aufgestapelten Päckchen hinweg. Seine Augen glänzten wie reife Oliven. "Lasst ihn erzählen, wer ihn uns geschickt hat." Der struppige Mann lud seinen Armvoll Pakete auf den Tisch, nahm seinen Hut ab und wandte sich nach dem Pater um. "Pater", sagte er, "vor Ihnen steht ein Sünder."
Für ein Zimmer, das so mit Aufregung erfüllt war, trat mit überraschender Schnelligkeit Stillschweigen ein.
Der Mann blickte auf die Spitzen seiner zerrissenen Stiefel. "Heute nachmittag habe ich im Dorf" - und er deutet die Richtung mit dem Kopf an - "ein Pferd - mitgenommen. Ich ritt nach Norden. Ich war schon früher einmal da und wusste, dass einige dort mehr zu essen haben, als sie brauchen. In der Dunkelheit habe ich bei einem Haus auf der Lauer gelegen, das ich kannte. Ich wusste, sie würden zur Messe gehen." Und noch immer mit niedergeschlagenen Augen wies es auf den Tisch. "Ich habe das da dort drinnen - gefunden."
Es war so still, dass man hören konnte, wie das Kind an der Brust seiner Mutter atmete.
"Ich brauchte es, für die Frau und die Kinder. Wir haben nur noch genug für ein paar Tage - gerade noch genug. Als ich hier vorbeikam und das Singen hörte, hielt ich an. Und über der Kirche stand ein Stern, Pater, größer und heller als die anderen - vielleicht sah es auch nur so aus. Trotzdem versuchte ich weiterzugehen. Aber das Pferd - es wollte nicht."
Pater Donatello sah um zehn Jahre gealtert aus. "Gestohlen", sagte er schwer. Er schien hinter den Paketen auf seinem Arm zusammmenzuschrumpfen. Seine Augen wanderten über die ernüchterten Gesichter hin zu Schwester Magdalena.
"Der Stern ist da", sagte sie. "Ich habe ihn gesehen. Wir brauchen den Ofen, Schwester Angela. Und, Giuseppe, Holz."
Pater Donatellos Gesicht wurde zitternd heller, aber es blieb noch immer zweifelnd Schwester Magdalena zugewandt. Dann warf er die Pakete auf den Tisch, zog sein Taschenmesser heraus und fing an, in die Dosen kondensierter Milch Löcher zu bohren.
"Die Tassen, Schwester Angela", befahl er.
Zum ersten Mal seit langer Zeit blickte niemand zu Schwester Magdalena hin. Sie lehnte an der Wand neben dem Guten Hirten. Es war natürlich kein Wunder. Und doch - wäre der Mann fünf Minuten früher vorbeigeritten - ja, nur zwei Minuten -, so hätte er das Singen nicht gehört.
Die Dinge im Zimmer fingen an zu verschwimmen. Sie klammerte sich an den Sockel der Statue und versuchte, sich zu erinnern, wann sie zum letzten Male etwas zu essen geschmeckt hatte.
Ehe sie hinfiel, sah sie mit Schrecken etwas, was sie hinterher als ein Erzeugnis ihrer bösen Einbildung hinwegzuerklären versuchte. Sie hätte schwören können, dass die Züge des Guten Hirten sich zu einem Lächeln voll des holdesten Erbarmens lösten, dass seine Augen sich zu ihr wandten - und dass er ihr zugezwinkert habe.
* * * * *
(Aus dem Englischen übertragen von Karlheinz Schmidthüs)
Und wir - oder doch viele von uns - tragen Übergewicht mit uns herum und haben 4 Stunden nach einer Mahlheit schon wieder richtig HUNGER ...
AntwortenLöschenVergelt's Gott für diese aufrüttelnde Geschichte!!!
und das zu verstehen ist wohl auch der Sinn von Weihnachten. Danke Dir, Eugenie, und wünsche Dir ein gesegnetes Fest!
Löschen