Eines großen Heiligen gedachte die Kirche, bis zur Reform des Liturgischen Kalenders, am 12. März: des Papstes Gregor I. des Großen.
(Nebenbei versteht sich von selbst, dass besagte Liturgiereform einem notorischen Erzreaktionär, wie dem Verfasser dieses, nicht die geringsten Skrupel bereitet, dieses Gedenken heute zu begehen.)
Neben den Hll. Ambrosius, Augustinus und Hieronymus, die alle dem vierten bis frühen fünften Jahrhundert angehören, ist Gregor (540-604) der zeitlich weitaus jüngste der vier Kirchenlehrer des Abendlandes. Sein Leben und Wirken fiel, an der Schwelle zum christlichen Mittelalter, in eine Epoche, in der die Kirche schwere äußere (Ausläufer der Völkerwanderung) wie innere (Arianismus) Gefahren zu bestehen hatte.
Auf Gregor den Großen führt eine später einsetzende und keineswegs gesicherte Überlieferung den Gregorianischen Choral zurück. Und eines seiner Hauptwerke, die Dialogi, ist für uns die wichtigste Quelle zur Biographie des Hl. Benedikt von Nursia.
P. Albert Ohlmeyer OSB, der verstorbene, frühere Abt von Stift Neuburg bei Heidelberg, schreibt *:
Zu der Bedrängnis von außen kam bei Gregor die dauernde Behinderung durch körperliche Leiden, die ihn nicht selten nötigten, als Papst seine Predigten nicht selber zu halten, sondern sie nur zu diktieren und durch einen Lektor dem Volk vorlesen zu lassen. Das hat deren Wirkung sicherlich sehr beeinträchtigt, wie er selber demütig gesteht. Doch hat sich dieses Hemmnis insofern recht glücklich ausgewirkt, als dadurch diese ungemein wertvollen Dokumente seiner Lehrweisheit nicht in einer Nachschrift, sondern in ihrem ursprünglichen, aus Gregors Diktat stammenden Entwurf der Nachwelt getreu überliefert worden sind, vom Papst selber überprüft und zu einem Sammelwerk redigiert. ...
Ähnlich wie in den Briefen des Apostels Paulus [ v.a. 2 Kor 12,9 Sev.] findet sich auch in den Werken des Papstes Gregor des Großen als hervorragendes Kennzeichen seiner Person und Denkart das immer wieder in schmerzlich demütiger Selbstbesinnung ausgesprochene lautere Bekenntnis seines Versagens im höchsten kirchlichen Dienst. Der große Papst spricht so auffallend oft von seiner Unzulänglichkeit in der ihm gewordenen Aufgabe, dass dieses sein geradezu erschütternd ehrliches Bekenntnis in den Auswahltexten dieses Bandes an erster Stelle zu stehen verdient. ...Doch lassen wir Papst Gregor in einer seiner Predigten selbst zu Wort kommen:
Der von langwierigen Beschwerden entkräftete Magen hat mich lange daran gehindert, zu euch über die Auslegung des jeweils gelesenen Evangeliums zu sprechen. Denn die Stimme versagt für einen lautstarken Vortrag, und weil ich von vielen nicht gehört werden kann, so schäme ich mich, ich gestehe es, unter vielen zu sprechen. Doch tadele ich selber diese Scheu an mir. Denn was soll's? Muss ich denn nicht, wenn ich nicht vielen nützen kann, doch für wenige sorgen? Und wenn ich von der Ernte nicht viele Garben heimtragen kann, soll ich dann etwa mit leeren Händen zur Tenne zurückkehren? Denn obgleich ich nicht so viele, wie ich eigentlich sollte, mitzubringen imstande bin, will ich doch auf jeden Fall wenige oder nur zwei oder gar nur eine einzige mitbringen. Es hat ja schon die gute Absicht der Schwachheit ihr sicheres Entgelt, weil unser göttlicher Richter bei der Vergeltung zwar auf das Gewicht sieht, aber des ungeachtet beim Gewicht auch die vorhandenen Kräfte bedenkt.
Hom. in Ev. 22,1
O Gott, Du hast der Seele Deines Dieners Gregor die ewige Seligkeit zum Lohne gegeben; gib in Deiner Gnade, dass wir, niedergedrückt von der Last unserer Sünden, durch seine Fürbitte bei Dir aufgerichtet werden. Durch unsern Herrn.
Kirchengebet zum Fest des Hl. Gregor
* Texte: Albert Ohlmeyer OSB (Hg.): Gregor der Große - Kraft in der Schwachheit. Meditationen. Zürich 1988
Bild: Registrum Gregorii, Trier
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen